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Desinfektionsmittel im Krankenhaus

Desinfektionsmittel und Krankenhaus: Zwei Begriffe, die in der allgemeinen Vorstellung untrennbar miteinander verbunden sind. Denn wer sonst als die Medizin (Arzt- und Zahnarztpraxis, Krankenhaus, Alters- und Pflegeheim etc) dürfte grösseren Bedarf an qualitativ hochstehenden Desinfektionsmitteln haben? Und tatsächlich sind Desinfektionsmittel seit der Entdeckung der Aseptik (Lister 1867) in der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken.

 

KRANKENHAUSHYGIENE

KRANKENHAUSHYGIENE

Desinfektionsmittel in der Medizin

Als Sir Joseph Lister in den 60er Jahren des vorletzten Jahrhunderts das erste maldone Phenol zur Desinfektion bei Operationen in seinem Krankenhaus benutzte, ahnte er nicht, dass die Anwendung von Desinfektionsmittel die Medizin revolutionieren würde. Durch die Anwendung der Karbolsäure, welche zuvor bereits erfolgreich zur Desinfektion im Abwasserbereich eingesetzt wurde, schaffte er es, die Infektionsrate bei seinen Patienten von 50 auf 15 Prozent zu senken.

Einige Jahre zuvor entdeckte Ignatz Semmelweis die Bedeutung der Händedesinfektion im Krankenhaus mittels Chlorkalklösung als Desinfektionsmittel. Er wurde allerdings von seinen Kollegen in der Medizin heftig angefeindet, welche seine Theorien von Mikroorganismen und der Bedeutung ungewaschener Hände auf die Gesundheit bzw. das Überleben der Patienten als Absurd abtaten. Schliesslich hätte das ja bedeutet, dass die Ärzte selber den Tod unzähliger Patienten verursacht hätten…

Spätestens die Arbeiten von bedeutenden Mikrobiologen wie Robert Koch brachten der medizinischen Mikrobiologie den Durchbruch. Und gleichzeitig entbrannte die Suche nach geeigneten Desinfektionsmitteln. Denn je nach Anwendungsbereich kommen völlig unterschiedliche desinfizierende Substanzen zum Einsatz.

Desinfektionsmittel in der Medizin: Anforderungen und Verwendungszweck

Schon früh hat man entdeckt, dass es z.B. im Krankenhaus für die Händedesinfektion nicht dieselben Desinfektionsmittel benötigt wie für die Flächendesinfektion. Die Instrumentendesinfektion hat andere Anforderungen als die Bodendesinfektion in der Arztpraxis, und die Hautdesinfektion vor chirurgischen Eingriffen ist wiederum nicht mit einer desinfizierenden Wundbehandlung zu verwechseln.

Man unterscheidet deshalb grob zwischen:

  • Flächendesinfektionsmittel (inkl. Aerosoldesinfektionsmittel)
  • Wasserdesinfektionsmittel
  • Wäschedesinfektionsmittel
  • Instrumentendesinfektionsmittel / Automatendesinfektionsmittel
  • Handdesinfektionsmittel
  • Hautdesinfektionsmittel
  • Wunddesinfektionsmittel

Beim Einkauf eines Desinfektionsmittels ist deshalb zwingend auf den ausgelobten Verwendungszweck zu achten. Falsch gewählte Desinfektionsmittel können nicht nur Wirkungslücken nach sich ziehen, sondern auch zu Materialschäden (z.B. durch Korrosion) führen. Ein Händedesinfektionsmittel ist z.B. für die Bodendesinfektion in Arztpraxen ziemlich ungeeignet. Und ein Desinfektionsmittel für die Instrumentendesinfektion taugt als Hautdesinfektionsmittel nichts.

Desinfektionsmittel im Medizinbereich: Wirksamkeit

Nicht nur die Anforderungen an den Verwendungszweck eines Desinfektionsmittels sind unterschiedlich, sondern auch deren desinfizierende Eignung. Unterschieden werden nicht nur die notwendige Einwirkzeit, sondern auch ob das Eignungszertifikat bzw. der Eignungstest nach standardisiertem Verfahren (EN Test) mit oder ohne organische Belastung ausgestellt wurde. Folgende Wirksamkeiten werden bei medizinischen Desinfektionsmitteln üblicherweise ausgelobt:

  • Bakterizid: wirksam gegen Bakterien (EN 13727 / EN 13697)
  • FungizidLevurozid:  wirksam gegen Pilze und Hefen (EN 13624 /EN 13697)
  • Mykobakterizid: wirksam gegen Mycobakterien (EN 14348)
  • Sporizid: wirksam gegen bakterielle Endosporen (EN 13704)
  • Tuberkulozid: wirksam gegen Mycobacterium terrae (Tuberkulose) (EN 14348)
  • Viruzid: wirksam gegen Viren (EN 14476)

Bei der Wahl des Desinfektionsmittels muss also nicht nur auf den Anwendungszweck, sondern auch auf die Wirkungsbandbreite Rücksicht genommen werden. Nur wenn Verwendungszweck, Wirksamkeit, Applikationsart und Einwirkzeit zusammenspielen, ist eine wirksame und sichere Desinfektion in Krankenhaus und Arztpraxis überhaupt möglich.